Diskutierten die Hersteller-Händler-Beziehungen: Rauch-Chef Michael Stiehl, Dr. Andreas Hettich, Vorsitzender der Geschäftsführung Hettich, Jan Kurth, Geschäftsstelle des Hauptverbandes der Deutschen Möbelindustrie und Felix Doerr, EMV-Geschäftsführer (v. l.), moderiert vom Herausgeber der möbel kultur, Jörn Holzmann (Mitte).

Erste Branchenwerkstatt im Hettich-Forum

"Zusammenarbeit zwischen Industrie und Handel muss intensiver werden"

Wie entwickelt man ein tragfähiges Geschäftsmodell? Wie können Schwächen idendifiziert werden? Wie lässt sich die Finanzierungs-Architektur einsturzsicher gestalten? Und welche Chancen bietet Social Media? Diese und andere Fragen standen im Mittelpunkt der ersten Branchenwerkstatt, die gestern im Hettich Forum von Experten diskutiert wurden. Die Veranstaltung wurde gemeinsam von Dr. Wieselhuber & Partner in Kooperation mit der "möbel kultur" und den Verbänden der Holz- und Möbelindustrie NRW unter Schirmherrschaft des Wirtschaftsministeriums NRW organisiert.

Hausherr Dr. Andreas Hettich eröffnete die Veranstaltung und freute sich über die Anwesenheit von rund 90 Gästen. Er begrüßte die Idee, branchenspezifischen Herausforderungen bei Vermarktung und Finanzierung im Hettich Forum in Kirchlengern auf den Grund zu gehen.

Anschließend unterzog Prof. Dr. Norbert Wieselhuber die Möbelhersteller einem kritischen Stresstest: "Auch wenn sich die deutsche Möbelindustrie im europäischen Vergleich in den letzten Jahren relativ gut behaupten konnte - die Herausforderungen der Zukunft sind sehr komplex und gerade im Handel ist die Wettbewerbsintensität hierzulande unvergleichlich hoch. Trotzdem basierten die Prozesse in der Möbelindustrie viel zu häufig auf 'Management by Durchwurschteln'." So mangele es seiner Meinung nach an echter Differenzierung, Einzigartigkeit und Innovation bei neuen Produkten - "Sortimentsreichtum aber Innovationsarmut". Für die Zukunft werde das nicht reichen. Wieselhuber, der seit über 25 Jahren Familienunternehmen bei der Entwicklung zukunftstauglicher Strategien für ertragreichere Geschäfte unterstützt, hat deshalb seine Devise: Das Geschäftsmodell muss auf den Prüfstand, sprich, in den Stresstest.

Eine wichtige Variable dabei ist die Finanzierungs-Architektur, die die Möbler "einsturzsicher" gestalten sollten: "Das gelingt nur, wenn die Finanzierung auch zum Geschäftsmodell und so zur Zukunft des Unternehmens passt", so Holger Dammeier, Direktor Mittelstand Financial Engineering der Commerzbank AG. "Das Geschäftsmodell ist somit das Wohl und Wehe für den Markterfolg eines Unternehmens."

Moderiert vom Herausgeber der "möbel kultur", Jörn Holzmann, widmete sich das hochkarätig besetzte Podium mit Felix Doerr, Geschäftsführer des Europa Möbel-Verbunds, Dr. Andreas Hettich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hettich Holding, Jan Kurth, Geschäftsstelle des Hauptverbandes der Deutschen Möbelindustrie sowie Michael Stiehl, Vorsitzender der Geschäftsführung der Rauch Möbelwerke, dem facettenreichen Thema Händler-Lieferanten Beziehung. Zentrale und immer wiederkehrende Frage: Was muss die Branche tun, damit sie in Zukunft international wettbewerbsfähig bleibt? "In erster Linie müssen heute Kundenbedürfnisse optimal erfüllt werden. Wesentlicher Aspekt dabei ist die gute Informationsbasis, die der Kunde über das Internet erreicht", so Felix Doerr. Der Handel solle deshalb verstärkt in Produktdifferenzierungen investieren und entsprechend vermarkten.

Dr. Andreas Hettich beleuchtete die Chancen aus einem anderen Blickwinkel: "Wir haben tolle Perspektiven in der Möbelbranche: Hersteller, Zulieferer, Handel oder Verbände sollten künftig an einem Strang ziehen, um den Bedürfnissen des Marktes durch gemeinsame Produktentwicklungen zu entsprechen. So lässt sich auch die Wertschätzung des Möbels in den Augen der Konsumenten erhöhen, und es können tolle Produkte entstehen."

"Die Krise in Europa verschärft derzeit das Importproblem", mahnte Jan Kurth. In den ersten neun Monaten dieses Jahres seien die Möbelimporte vom asiatischen Markt um zehn Prozent gestiegen - damit ist heute jedes zweite verkaufte Möbel hierzulande aus dem Ausland! "Wird künftig nicht partnerschaftlich am Preis gefeilt, wird die einheimische Möbelvielfalt mit Sicherheit aus Deutschland verschwinden."

Das Fazit der Diskussion von Michael Stiehl lautete: "Die Zusammenarbeit zwischen Handel und Hersteller muss intensiver werden. Und: Die gesamte Branche sollte in Zukunft sorgfältiger miteinander umgehen, damit der Ruf nicht weiter leidet."

In den Pausen diskutierten die Teilnehmer der Branchenwerkstatt lefhaft weiter. Auch die abschließende Key Note Speech von Dr. Torsten Schwarz, Pionier des Online-Marketings und Experte für Online-Kundengewinnung und -bindung, brachte vielen noch neuen Input, um die eigenen Strategien zu hinterfragen.

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