Der Schieder-Prozess vor dem Landgericht Detmold wird möglicherweise früher beendet als geplant. Wie die "Neue Westfälische" heute berichtet, sei die große Strafkammer der Ansicht, "entscheidende Fragen richtig beantworten zu können", erklärte der Vorsitzende Richter Michael Reineke gestern. Damit sei es möglich, die Beweisaufnahme abzukürzen.
Reineke hatte schon früh dafür plädiert, den Wirtschaftsprozess, der laut dem Blatt "als einer der größten in der deutschen Rechtsgeschichte gilt" nicht ausufern zu lassen. Sein Anliegen unterstrich er mit dem Verweis auf das garantierte Beschleunigungsgebot der Europäischen Menschenrechtskonvention, wonach Angeschuldigte ein Recht darauf haben, dass über ihre Schuld oder Unschuld ohne unnötige Verzögerungen entschieden wird.
In den Beratungen mit der Strafkammer, der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung sei allerdings noch keine Entscheidung über die Beendigung der Beweisaufnahme gefallen, betonte Reineke. "Wir sind optimistisch, dass wir keine weitere Beweisaufnahme machen müssen. Aber es ist mehr als verständlich, dass es dafür eine gewisse Bedenkzeit geben muss."
Am gestrigen Verhandlungstag fasste der Richter die bisherigen Erkenntnisse zusammen. Das Motiv der vier Angeklagten sei demnach die Rettung des Möbelkonzerns gewesen. Firmengründer Rolf Demuth sei der Chef von allem gewesen, könne aber den Überblick verloren haben. Samir Jajjawi, Ex-Finanzchef, habe "Baustellen übernommen", während der damalige Chefcontroller Andreas Hillbrink für die Umsetzung sorgte. Franz-Josef Golüke, ehemaliger Mitgeschäftsführer, habe sich um den Vertrieb gekümmert. Eine Bewertung des Ganzen gab Reineke jedoch nicht ab.
Der Prozess wird am kommenden Donnerstag fortgeführt. Dann soll geklärt werden, wie das weitere Verfahren aussieht. Möglicherweise können am 31. März bereits die Plädoyers gehalten werden, vermutete Reineke.