Bega-Gruppe
„Unsere Heimat ist Osteuropa“
„Abgekämpft, aber voll zufrieden“, so ist die heutige Lage in Lügde laut Bega-Geschäftsführer Thorsten Hilpert. Gemeinsam mit seinen Geschäftsführungskollegen Niko Johns und Rüdiger Schliekmann blickt er auf einen erfolgreichen Messe-Marathon
„Abgekämpft, aber voll zufrieden“, so ist die heutige Lage in Lügde laut Bega-Geschäftsführer Thorsten Hilpert. Gemeinsam mit seinen Geschäftsführungskollegen Niko Johns und Rüdiger Schliekmann blickt er auf einen erfolgreichen Messe-Marathon zurück, der im über 10.000 qm großen Ausstellungszentrum an der Pyrmonter Straße schon vor über zwei Wochen begonnen hat.
Die Stimmung unter den 1.000 Besucher:innen war deutlich besser als erwartet. Das lag zum Teil wohl auch daran, dass nach zwei schwierigen Preisrunden, die Bega im Jahresverlauf zu drehen gezwungen war, nun Ware und Lösungen im Mittelpunkt standen. Dabei ging es für die zwölf Bega-Gesellschaften vor allem darum, den Knoten im Handel zu lösen. Denn gerade bei den Discountern hieß es durchweg: „Lager voll“.
Dafür schauten sich die Discounter nun auch bei anderen Bega-Gesellschaften um. Mit einem Trading-up versuchen sie Käufer aus der Mittelschicht zu gewinnen. Gleichzeitig verteidigt Bega ganz klar das untere Preissegment. „Dort führt an uns kein Weg vorbei und wir vernachlässigen diesen Bereich auf keinen Fall. Im Gegenteil, wir wollen die Preisführerschaft international sogar noch ausbauen“, sagt Thorsten Hilpert. Neue Eckpreislagen hätten sich dieses Mal noch nicht herausgebildet, am Ende sei es aber die Rolle der Bega-Gruppe, diese zukünftig zu definieren.
Eine Neudefinition in puncto Design hat ebenfalls nicht stattgefunden, denn die Bega-Gruppe setzt klar auf Bewährtes. „Krisen sind keine Zeit für Experimente. Es gibt doch jetzt keinen Händler, der flächendeckend ein neues Dekor oder ein neues Holz durchplatziert“, sagt Hilpert. Die drei am besten laufenden Dekore: 1. Platz: Weiß. 2. Platz: Eiche Sonoma 3. Platz: andere Eiche-Dekore. „Das spricht für sich.“ Neue Akzente werden vor allem mit dem Thema Beleuchtung gesetzt. Auch Versatzstücke im Massivholz-Look sorgen für neue Optiken. Als Trendfarbe ist in allen Warengruppen Blau in unterschiedlichen Tönen zu sehen gewesen.
Die Lage bei den polnischen Lieferanten ist angespannt, was vor allem auch daran liegt, dass der Binnenmarkt gerade stark von der schlechten Konsumstimmung betroffen ist. „Deshalb helfen wir unseren Partnern, denen wir freundschaftlich verbunden sind, auf allen Ebenen. Unsere Heimat ist Osteuropa“, sagt Thorsten Hilpert. Bega unterstützt finanziell und vergibt weiter Aufträge, um die Produktionen auszulasten. In Polen könne es teilweise schon problematisch werden, wenn eine Produktion auf 90 Prozent Auslastung sinkt. „Das kann nicht jeder im weiteren Verlauf durchhalten“, weshalb Niko Johns im Frühsommer 2023 mit Insolvenzen rechnet, wenn sich an der Großwetterlage bis dahin nicht grundlegend etwas ändere.
Auch in der Ukraine unterstützt Bega weiter seine Lieferanten, obwohl viele große Handelsketten dort seit dem Kriegsbeginn wegen der unsicheren Lage Aufträge storniert haben. Von den dortigen Bega-Partnern ist ein Unternehmen im Osten des Landes durch die russischen Angriffe komplett zerstört worden. Im Westen stabilisiere sich die Lage gerade, weshalb Bega flexibel Aufträge vergebe, die nicht an Mindestmengen gebunden seien. Selbst in Weißrussland ist Bega noch aktiv. Während der Einkauf von Spanplatten unter die Sanktionen fällt, gilt dies nicht für Möbel. „Unsere dortigen Partner sind westlich ausgerichtet und leiden enorm unter der Situatiion“, erklärt Thorsten Hilpert. Da in Osteuropa aber aktuell genug Kapazitäten vorhanden sind, sucht die Gruppe unter Federführung von Rüdiger Schliekmann, der den Einkauf verantwortet, nur sehr gezielt nach weiteren Sourcing-Märkten. Neue Kontakte gibt es beispielsweise nach Tschechien und in der Türkei hat die Bega-Gruppe einige Lieferanten angedockt. Der Grund: „Wir müssen uns differenzierter aufstellen, das haben die letzten zweieinhalb Jahre gezeigt“, sagt Schliekmann.
Der Wirbel um Black Red White und den XXXL-Einstieg habe sich gelegt. Nur bei wenigen Händlern gebe es noch Vorbehalte, Ware von einem der Bega-Hauptlieferanten zu beziehen, der zu 50 Prozent österreichisch geworden ist. „Wenn jemand das nicht möchte, suchen wir nach Alternativen. Es ist aber auch klar, dass es diese nicht in jedem Fall gibt, denn Black Red White ist ein sehr fähiger Produzent“, sagt Thorsten Hilpert.
Unterm Strich wird der Umsatz der Bega-Gruppe laut Aussage des Geschäftsführungs-Trios weiter steigen, was auch auf weitere internationale Neukunden unter den 5.000 Handelspartnern zurückzuführen sei. (Conforama Frankreich war beispielsweise zum ersten Mal mit der vollen Delegation in Lügde.) Der Gruppenumsatz belief sich 2021 auf 622 Mio. Euro, in diesem Jahr werde es wieder ein zweistelliges Plus geben, das aber eng mit den Preiserhöhungen zusammenhängt. Der Fokus liegt deshalb auf dem Ergebnis, bei dem die Bega-Gruppe allerdings stark von äußeren Faktoren abhängig ist: Die Preiserhöhungen der osteuropäischen Lieferanten fallen in diesem Punkt schwer ins Gewicht. Und am Kostenblock lässt nicht mehr viel ändern, weil Kostenreduktion seit jeher eines der Erfolgsprinzipien in Lügde ist. „Wir können nicht mehr so viel rausschnitzen und müssen darüber hinaus ab dem kommenden Jahr die IT sukzessive erneuern“, sagt Niko Johns. Auch das kostet in der Regel Geld und Nerven. Mit dem neuen Geschäftsführungs-Trio und dem Beirat, in dem Dieter Hilpert mitwirkt, ist in Lügde aber zweifellos genug Expertise vorhanden, um sowohl die internen als auch die externen Herausforderungen anzugehen.
Die nächsten Partnertage finden im Übrigen im Januar statt, ganz gleich auf welchen Termin man sich in Bad Salzuflen verständige. „Der März ist zu spät für unsere Segmente. Dann würde die neue Ware direkt ins Sommerloch hineingeliefert werden“, sagt Thorsten Hilpert.
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