Die gesamte einschlägige Wirtschaftspresse berichtet zurzeit über den Steinhoff-Konzern, der im Juni bereits den ersten Schritt für eine Zweitnotierung an der Frankfurter Börse gemacht hat. Das in Johannesburg notierte Unternehmen platzierte 150 Mio. Aktien aus einer Kapitalerhöhung bei Investoren außerhalb Südafrikas. Laut Steinhoff spülte diese Platzierung bei einem Ausgabepreis von 52 südafrikanischen Rand umgerechnet 531 Mio. Euro in die Unternehmenskasse. In der zweiten Juli-Hälfte können dann im nächsten Schritt weitere 200 Mio. Aktien zum gleichen Ausgabekurs von Steinhoff-Aktionären gezeichnet werden.Was das Eigenkapital noch einmal um 708 Mio. Euro auffrischt. Summa summarum ergeben sich daraus 1,24 Mrd. Euro, die dem Konzern zufließen und völlig neue Spielräume eröffnen.
Die "möbel kultur" fragte den Börsenexperten Hans G. Linder nach den Hintergründen zur Kapitalerhöhung und zur angestrebten Zweitnotierung an der Frankfurter Börse, die schon Anfang September erfolgen könnte: "Der Wechsel der Erstnotierung macht Sinn, weil laut Unternehmen 61 Prozent der Umsätze in Europa anfallen", so Hans G. Linder. Mit einer Erstnotiz in Frankfurt sei es zudem leichter, Anleihen - vor allem Wandelanleihen in Euro oder Dollar - zu begeben. "Sie sind hier wesentlich zinsgünstiger als in Südafrika. Schließlich gehört das Land zu den ,Fragilen Fünf', also zu den Schwellenländern mit der größten Abhängigkeit von Auslandskapital." Zudem lassen sich die Anrechte bei Wandel- oder Optionsanleihen leichter ohne Währungsrisiko in Aktien tauschen. Wenn Steinhoff also sein Wachstumstempo noch erhöhen will, musste die Holding zwangsläufig diesen Weg wählen. Bei den 1,24 Mrd. Euro allein wird es demnach nicht bleiben.
Lesen Sie mehr zu Steinhoff und den möglichen Auswirkungen auf den deutschen Möbelhandel in der Juli-Ausgabe der "möbel kultur".