Haier

Jetzt kommt die Einbaugeräte-Offensive

Dass von Haier noch eine Menge im europäischen Hausgerätemarkt und auch hierzulande mehr zu erwarten ist, hat der chinesische Konzern schon seit ein paar Jahren angekündigt. Und es ist schon

Dass von Haier noch eine Menge im europäischen Hausgerätemarkt und auch hierzulande mehr zu erwarten ist, hat der chinesische Konzern schon seit ein paar Jahren angekündigt. Und es ist schon einiges ins Laufen gekommen. Nach 2,2 Mrd. Euro im vergangenen Jahr steuert der Umsatz in Europa mit immerhin 35 Prozent Plus im ersten Halbjahr nun auf 3 Mrd. Euro zu. Für Deutschland nannte Geschäftsführer Thomas Wittling sogar 68 Prozent Plus bis Juni 2021. Neue Partnerschaften mit Nobilia, Baumann (Burger) und Küchenring stärken künftig den Absatz von Candy-Geräten. In Europa von Platz 5 auf Platz 3 vorzurücken und das „letzte gallische Dorf“ – den Einbaugerätesektor – mit der Marke Haier zu erobern, gilt nun als nächstes Etappenziel. Spätestens zum Ende des ersten Quartals 2022 soll es richtig losgehen. Mit einem dreitägigen Event in der Wappenhalle München auf dem ehemaligen Flughafengelände Riem (gegenüber der Messe) werden ab heute 200 Händler in die News eingeführt.

Etwa 60 Premium-Geräte für die Küche umfasst das Startsortiment der Serie 6: Backofen, Combi-Steamer, Flexinduktionskochfelder, Muldenlüfter oder Solohauben, Geschirrspüler und natürlich Kühlschränke. Einer der USPs: Die Geräte sind zu 100 Prozent vernetzungsfähig. Zum Einsatz kommt dabei die hOn-App, über die u. a. Rezepte und Assistentenfunktionen abgerufen werden können. In China nutzen schon 44 Prozent der Haushalte smarte Funktionen, entsprechend groß stellt sich Haier auch hierzulande das Potenzial vor. Im Gegensatz zu den etablierten Schwestermarken Candy und Hoover, die ihre Werke in Italien und in der Türkei haben, werden die Einbaugeräte zum Großteil in China produziert.

Flankiert wird die Offensive für Haier als neue Topmarke für Deutschland durch zwei schlagkräftige Testimonials: den Tischtennis-Weltmeister Jörg Rosskopf und Starkoch Alexander Herrmann. Ausgehend von derzeit 19 Prozent Markenbekanntheit werden sie dafür sorgen, dass Haier auf allen Kanäle von TV-Werbung über online bis zu einzelnen Händlerevents zum Gesprächsthema wird.

Weltweit rechnet der chinesische Konzern damit, bis Ende 2021 etwa 30 Mrd. Euro Umsatz zu erreichen, nachdem schon 14,5 Mrd. Euro (+27,2%) im ersten Halbjahr zusammengekommen sind. Derzeit werden die Geräte in 122 Werken produziert, im Aufbau sind die Standorte in der Türkei (Kochmulden) und in Rumänien (Kühlgeräte). Um Liefertempo und Logistik zu verbessern, ist der weitere Ausbau der Kapazitäten in Europa geplant. Zumal sich die Kosten für die Container-Logistik in nur einem Jahr auf das Siebenfache verteuert haben, wie Wittling heute berichtete. Gleichwohl sei Haier weiterhin ohne größere Engpässe lieferfähig. Auch bei den Zulieferteilen gibt es offenbar nicht die massiven Probleme wie bei den deutschen Marken, wobei sowohl Standort- als auch Größenvorteile dem chinesischen Giganten beim Kampf um die Marktanteile in die Karten spielen. Weitere Preiserhöhungen seien allerdings unvermeidbar.

Ein neues Zentrallager bei Löhne begünstigt ab Oktober die Lieferfähigkeit an den deutschen Handel ebenso. Derweil hat sich im Headquarter München-Riem, nach dem Umzug von Düsseldorf-Ratingen und Bad Homburg vor zwei Jahren, auch das Team für Deutschland und Österreich konsolidiert: mit 70 Mitarbeitern, von denen Dreiviertel neu dabei sind. Ebenfalls im Aufbau ist der Außendienst für den Drei-Marken-Vertrieb, der unter der Führung von Christian Burghardt die Dynamik im Einbaugerätebereich im deutschen Küchenhandel umsetzen soll.