Dr. Wieselhuber & Partner
Gefragt sind smarte Lösungen – das große Interview in der „möbel kultur“
Digitalisierung ist keine Option, sondern längst Fakt für alle Unternehmen – auch in der Möbelbranche. Doch an welchen Punkten kann die Industrie ansetzen? Welche Stellschrauben lassen sich drehen, um vernetzt
Digitalisierung ist keine Option, sondern längst Fakt für alle Unternehmen – auch in der Möbelbranche. Doch an welchen Punkten kann die Industrie ansetzen? Welche Stellschrauben lassen sich drehen, um vernetzt mit dem Handel mehr Begeisterung bei den Kunden zu bewirken? Und warum braucht die Branche dringend mehr echte Innovationen? Die „möbel kultur“ hat bei Dr. Timo Renz, Managing Partner von Dr. Wieselhuber & Partner nachgefragt.
möbel kultur: Herr Dr. Renz, die Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner ist in unterschiedlichen Bereichen unterwegs. Wie stark durchdringt die Digitalisierung bereits andere Branchen?
Dr. Timo Renz: Nehmen Sie z.B. den Bausektor, dessen Entwicklung ja durchaus hohen Einfluss auf die Möbelbranche hat: Wenn weniger gebaut wird, werden auch beispielsweise weniger Küchen verkauft. In der Baubranche wird (…) derzeit das Bauen quasi neu erfunden. Es geht darum, die verschiedenen am Prozess Beteiligten durch Vernetzung besser zu koordinieren und die Prozesse zu synchronisieren, mit der Folge schnellerer Fertigstellung, geringerer Risiken und reduzierter nachgelagerter Gebäudebetriebskosten. Das sind echte „Revolutionen“. (…)
Auch in konsumnahen Branchen finden sich Hunderte von Beispielen mit konkretem Kundennutzen: Digitale Technologien wie Smart Analytics oder Echtzeit-Vernetzung können bisher gültige Spielregeln über den Haufen werfen. (…)
möbel kultur: Und wie sieht es im Vergleich dazu in der Möbelindustrie aus?
Dr. Timo Renz: Vieles steckt noch in den Kinderschuhen. Man muss aber auch aufpassen mit jeder Form von Pauschalisierung, denn: Je nachdem, an welcher Stelle der Wertschöpfungskette sich ein Unternehmen in der Möbelbranche befindet, hat es mit unterschiedlichen digitalen Herausforderungen zu tun. Die Hersteller (…) kann man aber nicht über einen Kamm scheren und sie alle müssen für ihre Wertschöpfung und ihre Positionierung die richtigen Antworten finden.
Und jede Antwort beginnt mit der richtigen Fragestellung. Im Grunde muss sich jedes Unternehmen in Bezug auf die Digitalisierung zwei Fragen stellen: 1. Welchen Nutzen bzw. welchen Mehrwert kann ich durch Einsatz digitaler Lösungen meinen Kunden bieten und lässt sich dadurch letztendlich mein Umsatz erhöhen? 2. Welche Effizienzvorteile kann ich durch Einsatz digitaler Lösungen generieren und lassen sich dadurch die Kosten bzw. der Cash-Bedarf reduzieren?
Die beiden Fragen zeigen: Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern muss im wirtschaftlichen Unternehmensergebnis ankommen. Dass die Antworten hierfür auch in der Möbelbranche höchst individuell gefunden werden müssen und es kein „Digitalisierungsrezept von der Stange“ gibt, versteht sich von selbst.
möbel kultur: Wie sieht es auf der anderen Seite im Möbelhandel aus? In Bezug auf den E-Commerce kursieren die unterschiedlichsten Prognosen über den Stellenwert im Bereich Möbel in den nächsten zehn Jahren.
Dr. Timo Renz: Diese Diskrepanzen haben unterschiedliche Gründe: Zum einen unsaubere Abgrenzungen zwischen Distanzhandel, zu dem auch das Kataloggeschäft gehört, und dem reinen Onlinebusiness. Zum anderen reden im Zusammenhang mit dem Möbel-Onlinehandel die einen wirklich von nur Möbeln, die meisten meinen damit aber auch die im Einrichtungsjargon unter der Überschrift „Fachsortimente“ angebotenen Artikel. Dazu verfolgen die Quellen mit der Publizierung unterschiedlichste Interessen. Ohne jetzt auf alle Details an dieser Stelle einzugehen: Auf Basis vieler Gespräche und verschiedener, teils auch tiefergehender Analysen rechnen wir im Moment in unseren Schätzungen damit, dass der Onlinehandel mit Möbeln inkl. Fachsortimenten bis 2020 auf etwa 4 Mrd. Euro wächst. 2014 waren es noch etwa 2,5 Mrd. Euro.
Wie sich der E-Commerce aber tatsächlich entwickelt, ist auch abhängig davon, wie die klassisch stationären Anbieter das Thema Cross-Channel weiter angehen und ob es auch gelingt, Geschäftsmodelle wie das von Home24 endlich auf Ertrag zu trimmen. (…)
Und warum ist Innovation schlichtweg die einzige Wachstumsquelle? Wieso gibt es bislang so wenige smarte Möbel? Und warum reichen Produkt, Preis und Werbung allein künftig nicht mehr? Lesen Sie das ausführliche Interview in der Juli-Ausgabe der möbel kultur.
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