Ikea

Exklusives Interview mit Deutschlandchef Walter Kadnar

Ikea feiert in diesem Jahr 80-jähriges Jubiläum. Hierzulande sind es fast 50 Jahre. Das Deutschland-Geschäft wird seit Oktober 2022 von dem gebürtigen Österreicher Walter Kadnar, der seit 35 Jahren für den Konzern tätig ist, geführt. Die „möbel kultur“ fragte exklusiv als erstes Fachmedium bei ihm nach, wie er die aktuelle Möbellage einschätzt, was bei den Schweden ganz oben auf der Agenda steht und wie wichtig die Themen Nachhaltigkeit und Omnichannel sind.

möbel kultur: Herr Kadnar, von 2007 bis 2010 waren Sie bereits stellvertretender Deutschlandchef unter Petra Hesser. Was hat sich seitdem im deutschen Möbelhandel aus Ihrer Sicht am meisten verändert?
Walter Kadnar:
Damals war Discount noch ein riesiges Thema. Der stationäre Handel war zudem extrem stark. In den letzten Jahren, natürlich auch durch die Corona-Pandemie, ist der E-Commerce hingegen mit großen Schritten um die Ecke gekommen. Auch schon vorher gab es, angefangen mit Amazon und anderen Plattformen, Online-Player, die in den Markt vorgedrungen sind. Das hat die Möbellandschaft sehr verändert. Heute ist Omnichannel das große Thema, hier ist der Meeting-Place. Im Zuge der Pandemie sind zudem die Lieferketten, die Verfügbarkeit der Ware und auch die Wertschöpfung immer wichtiger geworden. Als zweiten großen Unterschied zu früher möchte ich das Thema Sustainibility nennen, das heute einen enorm großen Stellenwert hat. Immer noch eine sehr wichtige Rolle spielt, früher wie heute, der Preis.

möbel kultur: Welche Verschiebungen beobachten Sie auf dem deutschen Möbelmarkt?
Walter Kadnar:
Aus Sicht des Endkunden sehe ich keine so großen Veränderungen, wenn ich auf die Mitbewerber blicke. In der Werbung gibt es immer noch einen großen Papieranteil, es wird nach wie vor sehr viel mit Prospekten geworben. Im Vergleich zu anderen Ländern, wie Frankreich oder Polen, ist Deutschland längst nicht so digital und noch sehr traditionell unterwegs.
Insgesamt ist Deutschland geprägt von der Fragmentierung des Marktes in die Big Player und den Mittelstand. Der E-Commerce ist nach der Pandemie wieder zurückgegangen. Wir sehen, dass die Kunden nun vermehrt in den stationären Handel zurückkommen. Sie wollen emotional angesprochen werden, im Restaurant essen, das ganze Möbelhaus erleben. Und das ist gut für uns. Künftig wird man aber kaum noch trennen können zwischen stationär und online, da die Kunden auf allen Kanälen unterwegs sind.

möbel kultur: Auch Ikea musste aufgrund der Inflation zuletzt Preise erhöhen. Es gab aber auch wieder Preissenkungen. Wie ist die aktuelle Situation?
Walter Kadnar:
Zum einen sehen wir, dass sich die Lieferketten weitgehend stabilisiert haben, beispielsweise dadurch, dass sich die Situation in China gebessert hat. Zum anderen betrifft dieser fürchterliche Krieg in der Ukraine auch die Möbelbranche, weil beispielsweise Transportsysteme gestört sind. Grundsätzlich hat sich die Situation in Bezug auf die Lieferketten und die Warenverfügbarkeit aber verbessert.

Wichtig ist für uns, dass wir das Preisgefüge halten können. Konkrete Angaben zu Preiserhöhungen oder -senkungen machen wir aus Wettbewerbsgründen nicht, aber natürlich monitoren wir die Angebote des Wettbewerbs. Dadurch können wir feststellen, dass die Leistungsfähigkeit von Ikea zuletzt eher zugenommen hat. Insgesamt geht es darum, den Kunden zu zeigen, dass wir unser Bestes tun und, wenn möglich, Preise auch wieder senken. Außerdem betrachten wir die Produkte auch immer wieder neu, überlegen beispielsweise, wie wir diese in Bezug auf Nachhaltigkeit und die Qualität besser machen können.

möbel kultur: Bundesweit betreibt Ikea 54 große Einrichtungshäuser. Die letzte Eröffnung – im Juli 2020 in Karlsruhe – liegt bereits einige Jahre zurück. Doch bleibt es wirklich bei der Entscheidung, in Deutschland keine weiteren großen Standorte ans Netz zu bringen?
Walter Kadnar:
Die großen Einrichtungshäuser genießen bei Ikea einen hohen Stellenwert, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Wir haben hier wirklich ganz wunderbare Standorte, in die wir auch künftig viel investieren. Denn diese werden immer wieder optimiert, mit neuer Technik ausgestattet, außerdem neue Serviceleistungen angeboten. Und wir schließen nicht aus, dass es künftig wieder neue große Einrichtungshäuser auch in Deutschland geben wird. Aktuell konzentrieren wir uns hierzulande aber auf die kleinen Formate. Denn wir wollen dort mit unserem Angebot sein, wo die Menschen leben und arbeiten und auch ohne Auto erreichbar sein.
Insgesamt beschäftigen wir uns heute viel umfassender mit den Customer Meeting Points. Das heißt, es geht nicht mehr um das strikte Trennen der Kanäle, diese Diskussion führen wir so nicht mehr. Wir können zwar immer noch ausweisen, wie hoch der E-Commerce-Anteil bei uns ist, aber die Kunden haben mehr als einen Touchpoint. Und das gilt nicht mehr nur für die Generation Z, das gilt für alle. Wir alle wollen vergleichen, uns vergewissern, vor oder nach dem Besuch im Geschäft. Unsere Aufgabe ist es, das alles zusammenzubringen.

Lesen Sie das gesamte Interview mit Walter Kadnar in der Mai-Ausgabe der „möbel kultur“.

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