Wolfram Fitz zur Verlängerung des Lockdowns
„Wir waren 2020 nahe der Kapazitätsgrenze“
Wohnfitz gehört zu den mittelständischen Einrichtungshäusern, die neben ihrer Ausstellung sehr stark mit eigener Tischlerei und viel Service punkten. Die „möbel kultur“ wollte von dem Garant-Mitglied wissen, wie sich der
Wohnfitz gehört zu den mittelständischen Einrichtungshäusern, die neben ihrer Ausstellung sehr stark mit eigener Tischlerei und viel Service punkten. Die „möbel kultur“ wollte von dem Garant-Mitglied wissen, wie sich der Lockdown auf die Geschäfte auswirken und mit welchen Zukunftsstrategien Wolfram Fitz nach vorne blickt.
möbel kultur: Herr Fitz, wie stark trifft Sie der nunmehr noch einmal verlängerte Lockdown?
Wolfram Fitz: Wir können ja nichts machen, als die gesetzlichen Vorgaben zu akzeptieren. Leider fiel der Zeitraum in den Jahreswechsel und somit in die umsatzstärkste Zeit. Natürlich zunächst einmal eine Katastrophe. Mir geht es aber wahrscheinlich genau wie allen anderen Kollegen auch. Aufgrund des hervorragenden Jahres 2020 haben wir einen extrem hohen Vorlauf und sehen es im Moment erst einmal etwas gelassener. Diese Gelassenheit wird, hier spreche ich nur für Wohnfitz, maximal bis Ende Januar anhalten. Dann sollte es schon wieder losgehen.
möbel kultur: Wo konnten Sie 2020 Ihre Stärken ausspielen?
Wolfram Fitz: 2020 ist hervorragend gelaufen. Bereits vor dem ersten Lockdown waren wir deutlich im Plus. Ab dem 4. Mai ging dann richtig die Post nach sieben Wochen Schließung ab. In allen Abteilungen (Küche, Innenausbau, Möbel und auch Online ) haben wir deutliche Umsatzzuwächse – beim Auftragseingang 26 Prozent, in der Faktura 16 Prozent, sodass der Auftragsvorlauf nochmals deutlich gestiegen ist. Dabei hat sich unser Konzept „Alles aus einer Hand“ sehr bewährt. Die Auftragsbons steigen, Kompletteinrichtungen auch inklusive Innenausbau und der hauseigenen Schreinerei sind ein immens wichtigerer Baustein. Mit dem Dezembergehalt haben wir deshalb auch ein 13. Gehalt ausbezahlt, im Juni schon 1.500 Euro Coronabonus an jeden Mitarbeiter.
möbel kultur: Haben Sie den Boom mit dem gleichen Team gestemmt?
Wolfram Fitz: Wir haben den Mehrumsatz mit annähernd dem gleichen Personal gestemmt. Lediglich die Montage wurde um zwei Teams erweitert. Alle Mitarbeiter waren am Anschlag, das komplette Unternehmen nahe der Kapazitätsgrenze. Die Nerven lagen teilweise wirklich blank. Wir waren deshalb gefordert und mussten intern einiges umstrukturieren, was ja auch für die Zukunft gute Effekte nach sich zieht.
möbel kultur: Welche Bereiche arbeiten aktuell noch weiter?
Wolfram Fitz: Einige Abteilungen im Büro, Kundendienst und Montage laufen ganz normal weiter. Sobald die Jahresabschlussarbeiten fertig sind, werden auch Teile der Verwaltung weniger zu tun haben. Wir werden dann Überstunden und Urlaub komplett abbauen und danach aller Vorraussicht erst einmal in Kurzarbeit gehen. Dies trifft momentan schon auf den Verkauf Möbel zu. Verkauf Küche und Innenausbau arbeiten zurzeit noch weiter, natürlich mit etwas angezogener Handbremse. Es sind viele Aufmaße, Installationsplanungen, Bestellungen, Planungen und Angebote fertig zu stellen. Beratungen vor Ort sind ja auch noch möglich, genau wie Kundendienst und Montage. Weshalb die Beratung vor Ort und nicht im Haus unter Berücksichtigung der AHA – Regeln möglich ist, möchte ich nicht beurteilen. Anfragen für neue Küchen kommen momentan ebenso noch jeden Tag herein. Selbstverständlich werden diese bearbeitet, natürlich im Rahmen der Möglichkeiten. Hier nutzen wir auch Online-Beratung, wenngleich wir feststellen, dass ein Beratungsgespräch Face to Face deutlich einfacher und effektiver ist. Der Kunde möchte seine Geräte, Qualitäten und Oberflächen auch in Augenschein nehmen. Ich sehe dies als positiven Effekt für die Zukunft, vor allem im Wettbewerb mit den reinen Onlineanbietern.
möbel kultur: Welche weiteren positiven Effekte bringt die Krise?
Wolfram Fitz: Wohnfitz wird ab 1. April montags die Verkaufsräume nicht mehr öffnen. Dies dient vor allem der Zukunft, um neue junge Mitarbeiter zu finden, aber auch der Gegenwart, um die Abläufe und Planungen zu optimieren. Wir haben alle Vor- und Nachteile durchgespielt und daraufhin diese Entscheidung getroffen. Die Zeit der jetzigen Schließung hat uns die Entscheidung etwas erleichtert.
Meines Erachtens wird es immer Verbraucher geben, die nur online kaufen, es wird aber auch andere geben, die stationär bevorzugen und den dortigen Service genießen. Dies wird über alle Sortimente und Preisbereiche so bleiben. Beratungsintensive Ware (z. B. Küche) wird, je hochwertiger, ihre Zukunft vor allem im stationären Bereich haben. Voraussetzung hierfür wird jedoch auch ein hochwertiger Rundum-Service, auch im Nachgang. Und darauf wollen wir uns noch mehr konzentrieren und bauen unser Dienstleistungsangebot weiter aus. Wohnfitz betreibt seit längerem z. B. schon den hauseigenen Kundendienst für Siemens, Miele, Bora, Berbel und Franke. Der Kunde erhält bei uns ein Rundum sorglos Paket welches bereits heute seinesgleichen sucht.
Ob der Umsatzzuwachs 2020 auf vorweggenommene Einkäufe basiert oder ob das Zuhause immer wichtiger wird, lässt sich nicht vorhersagen. Wir denken positiv und glauben, dass dies auch Begehrlichkeit bei manchen Verbrauchern geweckt hat, insbesondere wenn Freunde, Bekannte, Nachbarn oder Arbeitskollegen ihr Zuhause verschönert haben. Auch dann sind wir mit einer hohen Weiterempfehlungsquote von deutlich über 80 Prozent und unserem Motto „Wir sind zuhause“ gut aufgestellt.
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