Wie kann Digitalisierung Unternehmen resilienter machen, vor allem wenn die Zeiten schwieriger werden? Wie antworten F&E auf die neuen Anforderungen nach nachhaltigen Materialien und Prozessen? Zukunftsweisende Impulse zum aktuellen Strukturwandel bündelte das Furniture Future Forum, das am 16. Februar auf Einladung von Geschäftsführerin Katrin de Louw (Trendfilter) in Bünde stattfand.
Die „Evolution der Möbeloberfläche“ war zum Beispiel das Thema von Schattdecor: Der Spezialist für Dekorpapier und Finishfolien hat jetzt thermoplastische Substrate mit recycelten PET-Anteilen mit der Firma Finedecor entwickelt. Laut Stefan Lorscheider (Leiter Koordination Lackierung) und Julian Schulz (Vertriebsleiter Folie) wurde Nachhaltigkeit zur zentralen Aufgabe im Unternehmen und einmal mehr habe sich hier Ikea als Innovationstreiber der Branche gezeigt.
Spektakulär war zudem die Vorstellung von Michael Daubner, Geschäftsführer der wd3 GmbH, der von seinen Erfahrungen mit Pilzmycel als Roh- und Werkstoff berichtete. Die Pilzbiotechnologie eröffnet Möglichkeiten, erdölbasierte Produkte (PP) durch neue, natürliche Pilz-Pflanzen-Kompositstoffe zu ersetzen und nach Ende der Nutzungsdauer durch Kompostierung abzubauen. Einsetzbar ist diese beispielsweise für das Möbelkonzept „Xbrick grown“, das auf leichten, dennoch belastbaren und multifunktionalen Bausteinen basiert.
Die Kreislaufwirtschaft ist für Sonae Arauco längst gelebte Realität: Schon in den 1990er Jahren beschäftigte sich der Konzern mit der Wiederaufbereitung von Möbeln und Spanplatten. 2021 wurden 800.000 t recyceltes Holz verwendet. Die größte technische Herausforderung aktuell: die Rückführung von MDF-Faserplatten in den Produktkreislauf. Dazu ist aber auch die Kommunikation zum Endgebraucher gefordert, um eine Green Awareness als Kontrastprogramm zur vorherrschenden „Rabattitis“ zu erreichen, wie Christian Blecke (Senior Product Developer) und Simon Drath (Communication Manager) betonten.
Die durchgängige Datenkommunikation über den gesamten Produktlebenszyklus sehen hingegen Dr.-Ing. Olaf Plümer und Anika Degenhard vom Daten Competence Center (DCC) als essenzielle Aufgabe der gesamten Branche. Auslöser ist nicht zuletzt die künftige Umsetzung der ESPR-Verordnung im Rahmen der angestrebten Circular Economy auf EU-Ebene und die Einführung digitaler Produktpässe. Die in der Möbelbranche standardisierten IDM-Formate, die international zum Einsatz kommen, werden indes kontinuierlich weiterentwickelt, um z.B. beim Beanstandungsmanagement Prozesse zu vereinfachen.
Einen kompetenten Überblick über wichtige Handlungsfelder gaben schließlich Andreas Klein und Christian Kürpick vom Digital Transformation Office des Fraunhofer-Instituts für Entwurfstechnik Mechatronik. Die Durchgängigkeit von Daten entlang der Lieferkette und Customer Journey zählen für die beiden Experten dabei ebenso wie die Vermeidung von CO2-Emissionen, indem Digitalisierung als Hilfsmittel zur Nachhaltigkeit relevant wird.
Im Furniture Future Forum sind rund 15 Netzwerkpartner vorzugsweise aus der Zulieferbranche organisiert (u.a. Continental, Hera, Schattdecor und Linak), um Zukunftsthemen im Austausch voranzutreiben. Das nächste Treffen findet am 15. Juni zu den Schwerpunkten „Future Work“ und „Silver Society“ statt.