EHI und GCSP

Viele Mieter wünschen sich mehr Kompromissbereitschaft

Adidas preschte vor, kündigte an keine Mieten mehr zahlen zu wollen aufgrund der Corono-Krise und erntete einen gewaltigen Shitstorm. Jetzt ruderte der Konzern wieder zurück. Seit Tagen häufen sich die

Grafik: EHI und GCSP, 2020

Adidas preschte vor, kündigte an keine Mieten mehr zahlen zu wollen aufgrund der Corono-Krise und erntete einen gewaltigen Shitstorm. Jetzt ruderte der Konzern wieder zurück. Seit Tagen häufen sich die Meldungen über unterschiedliche Unternehmen, die wegen geschlossener Geschäfte aktuell keine Mietzahlungen leisten. Der German Council of Shopping Places (GCSP) und das EHI haben in einer ad-hoc Befragung ein Stimmungsbild unter den Immobilienverantwortlichen von großen Einzelhändlern, filialisierten Dienstleistern wie Banken oder Fitnessclubs und Gastronomieunternehmen eingeholt. Das Ergebnis: Die große Mehrheit der Handelsunternehmen geht aktiv auf die Vermieter zu, in vielen Fällen ist man bereits zu einer Einigung gekommen, aber dennoch wünschen sich die Handelsunternehmen mehr Kooperationsbereitschaft von ihren Vermietern.

Da die meisten im Handel derzeit kaum noch Umsätze tätigen können, haben 80 Prozent der befragten Händler die Initiative ergriffen , und Gespräche mit ihren Vermietern geführt. Bei den restlichen 20 Prozent handelt es sich nahezu ausschließlich um die Branchen Lebensmittel und Drogerie, die weiterhin geöffnet haben und in den letzten Wochen sogar ein Umsatzplus verbuchen konnten.

Die meisten befragten Händler haben bereits Maßnahmen in Bezug auf Mietzahlungen mit ihren Vermietern vereinbaren können. Knapp die Hälfte (49 Prozent) konnte die komplette Aussetzung der Miete erwirken, ein gutes Drittel (35 Prozent) die Stundung der gesamten Miete. Die Handelsunternehmen haben mit ihren Vermietern auch individuelle Lösungen für einzelne Standorte erarbeitet. Eine Reduzierung sowie eine teilweise Stundung der Miete sind ebenfalls recht verbreitet und werden jeweils von mehr als jedem fünften Befragten (22 Prozent) bereits genutzt. Eine Möglichkeit ist hier eine umsatzbasierte Miete. Bei den 14 Prozent der Befragten, die keine Maßnahmen benötigen, handelt es sich um (derzeit regulär geöffnete)Lebensmittelunternehmen. Nur 8 Prozent konnten mit ihren Vermietern gar keinen Kompromiss schließen.

Die Kooperationsbereitschaft der Vermieter schätzen die meisten Mieter als „mittel“ (44 Prozent) ein, allerdings beurteilen 14 Prozent diese als „eher hoch“. Noch fast ein Drittel (30 Prozent) spricht von „eher geringer“ und 12 Prozent von „sehr geringer“ Kooperationsbereitschaft. Ein klarer Wunsch ist daher, aktiv ins Gespräch zu gehen und Kompromisse für eine faire Lastenteilung zu finden. Genau an dieser Stelle ist der German Council of Shopping Places bereits vermittelnd aktiv geworden und erarbeitet derzeit gemeinsam mit Mietern und Vermietern einen Verhaltenskodex.