Euroshop 2020
Neue Gastronomie-Konzepte machen den Handel zum Gastgeber
Die Verbindung von Essen und Einkaufserlebnis gilt als Formel der Zukunft – und so setzt der Handel immer stärker auch auf gastronomische Konzepte. In Zeiten des Online-Shoppings bieten diese Angebote

Die Verbindung von Essen und Einkaufserlebnis gilt als Formel der Zukunft – und so setzt der Handel immer stärker auch auf gastronomische Konzepte. In Zeiten des Online-Shoppings bieten diese Angebote die Möglichkeit der Differenzierung und erweisen sich als Frequenzbringer. Deshalb ist die Handelsgastronomie auch auf der EuroShop 2020, vom 16. bis 20. Februar 2020 in Düsseldorf, in einer eigens dafür geschaffenen Erlebnisdimension „Food Service Equipment“ ein heißes Thema.
Jumbo City in Amsterdam bereitet in einer offenen Küche Suppen, Sushi und Sandwiches für seine Kunden zu. Carrefour braut im Markt von Mons Bier. Die Londoner Minisupermarktkette Eat 17 holt sich lokale Street-Food-Partner ins Haus. Interspar in Wien bietet im eigens eingerichteten Take away vor Ort gefertigte Speisen und Snacks zum Mitnehmen an. Während Supermärkte in USA, Großbritannien und den Beneluxländern kulinarische Dienstleistungen schon früh für sich entdeckten, gewinnt der Markt nun auch in Deutschland an Dynamik. Immer mehr Lebensmittelhändler und Warenhäuser, aber auch Modeboutiquen und Buchhandlungen etablieren gastronomische Einheiten in ihren Läden. „2019 wird die Branche rund 10 Mrd. Euro Bruttoumsatz mit handelsgastronomischen Angeboten in Deutschland erlösen“, prognostiziert Olaf Hohmann, beim Kölner EHI Retail Institut für den Forschungsbereich Handelsgastronomie verantwortlich. Das sind rund vier Prozent mehr als im Jahr 2017.
Mit 5,2 Mrd. Euro wird der Großteil handelsgastronomischer Umsätze in Deutschland im Lebensmitteleinzelhandel erzielt. Der Rest entfällt auf Shopping-Center, Tankstellen, Möbelhandel und weitere Fachhandelszweige. Die Bandbreite der Konzepte im Lebensmitteleinzelhandel ist vielfältig und reicht von kleinen Shops in der Vorkassenzone über Back-Cafés, Sushi- und Saft-Bars bis hin zu Verzehrstationen und Restaurants mitten in den Märkten. Ein Flaggschiff-Projekt ist die 2018 eröffnete Filiale des Edeka-Händlers Zurheide. Im aufwändig umgebauten Crown-Komplex in der Düsseldorfer Innenstadt hat der Einzelhändler auf zwei Etagen elf Gastro-Stationen mit 380 Sitzplätzen integriert. Kunden finden unter anderem eine Premium Beef Bar, ein Gourmet-Lokal, ein vegetarisches Restaurant und eine Champagner Bar vor. Auch in Shopping-Centern erhalten Gastronomie-Angebote immer mehr Raum. Lag der Anteil gastronomisch genutzter Flächen hier vor Jahren noch bei 6 Prozent, kann er heute in neuen Centern bis zu 20 Prozent erreichen.
Das Gebot der Stunde: Trading-up. In Zeiten des Online-Shoppings und erstarkender Discounter muss sich der stationäre Handel behaupten. Einkaufen kann man heute auch per Mausklick – bequem von zu Hause aus. Mit Ideen und Investitionen steuern die Händler dagegen. Gastronomie spielt eine Schlüsselrolle in vielen Konzepten, wenn es darum geht, schrumpfende Verkaufsflächen zu bespielen. Deutlich wird dies aktuell auch in Modekaufhäusern, die vom Online-Shopping besonders betroffen sind. Gut gemacht, sorgt Gastronomie für Atmosphäre und Einkaufserlebnis und bietet den Kunden Anreize, zu kommen. Nach Aussagen des Shopping-Center-Betreibers ECE trägt ein gutes Gastronomieangebot heute dazu bei, die Verweildauer und Aufenthaltsqualität in den Einkaufszentren zu erhöhen. Etwa 60 Prozent der Besucher nutzen die Gastronomie bei ihrem Besuch. Rund 40 Prozent wählen ein Center sogar nach dem Essensangebot aus. Dass die Nutzung der Gastronomie dabei häufig mit einem anderen Einkauf vor Ort verbunden wird, haben die Kölner Handelsforscher jüngst in einer mit der Nürnberger GfK erhobenen Konsumentenbefragung ermittelt. Der zufolge kauft fast jeder zweite Gastro-Kunde bei dieser Gelegenheit auch andere Güter des täglichen Bedarfs vor Ort ein.
Verzehrfertige Mitnahmeprodukte – ob Snacks „to go“ oder küchenfertige Mahlzeiten, die zuhause nur noch kurz aufbereitet werden müssen – zählen zu den größten Umsatzbringern der Handelsgastronomie. Rund 58 % seiner Gastro-Umsätze, etwa 3 Milliarden Euro, erzielt der Lebensmittelhandel laut EHI-Studie in der Vorkassenzone mit To Go-Convenience. Nur knapp 4 Prozent der Umsätze entfallen auf Speisen, die vor Ort im Markt verzehrt werden.
Ein Selbstläufer ist das gastronomische Engagement nicht. Für Händler, die auf Erlebnis, Gastronomie und Eigenproduktion setzen, bringt das Geschäft beträchtliche Herausforderungen mit sich. Die Anforderungen und Aufgaben erweitern sich, hinzu kommen die Investitionen in Gastro-Küchen und Design. Wo früher eine funktionale Einrichtung genügte, wird heute viel Wert auf Lifestyle und schön gestaltete Interieurs gelegt, denn Aufenthaltsqualität ist wichtig. Darüber hinaus braucht es professionelle Abläufe und kundiges Personal. Die richtigen Mitarbeiter zu finden, zählt mit zu den größten Problemen der Branche. Auch digitalisierte Prozesse sind ein großes Thema.
Welche Themen zukünftig noch zu erwarten sind? Mehr Bio-Produkte, mehr Nachhaltigkeit, mehr E-Commerce und vor allem mehr Convenience sind Mega-Trends, die den Handel weltweit noch stärker prägen werden. Food spielt im täglichen Leben der Verbraucher eine enorme Rolle. Auch wenn zuhause seltener richtig gekocht wird, steigen die Ansprüche der Verbraucher ans Essen. Die Essgewohnheiten werden immer individueller und zunehmend mehr Menschen interessieren sich für die Lebensmittel, die sie zu sich nehmen. Sie wollen wissen, woher ihr Essen kommt, wie es verarbeitet und zubereitet wird. Dem Handel bietet dies Chancen für weitere Aktivitäten: Händler können ihre Kunden an Genuss-Abenden über Ernährung informieren, Produzenten einladen, die über Hintergründe der Herstellung berichten oder Schlemmerabende und Koch-Workshops mit Top-Köchen veranstalten. Langfristig, so sind sich Experten sicher, wird sich die Nutzung der Einkaufsstätten vermischen. Warenhäuser und Supermärkte werden nicht länger eine Versorgungsfunktion innehaben, sondern sich zu sozialen Treffpunkten wandeln, an denen nicht nur „Foodies“ gerne ihre Freizeit verbringen.
Wie man mit der richtigen Gastronomieausstattung und kluger Planung im Handel von speziellen Convenience- und To-Go- Konzepten über attraktive Themen-Restaurants bis hin zu ganzen Food- Welten neue Einkaufserlebnisse für nachhaltige Kundenbindung schafft, zeigt die EuroShop in ihrer neuen Dimension „Food Service Equipment“ in Halle 14 des Düsseldorfer Messegeländes.
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