Lockdown Light
Inzidenzwerte beeinflussen die Frequenz – so laufen die Geschäfte bei Segmüller, Opti-Wohnwelt, Gleißner & Co.
Seit dem 2. November ist der erneute Lockdown Realität – im Gegensatz zum Frühjahr darf der Einzelhandel aber in Gänze weiter öffnen, also auch der Einrichtungshandel. Doch mit welchen Resultaten?
Seit dem 2. November ist der erneute Lockdown Realität – im Gegensatz zum Frühjahr darf der Einzelhandel aber in Gänze weiter öffnen, also auch der Einrichtungshandel. Doch mit welchen Resultaten? Denn gerade der Einrichtungshandel hatte in den vergangenen Wochen und Monaten einen enormen Lauf. Hält die Sonderkonjunktur auch im Lockdown Light an? Wir haben im Möbelhandel Stimmen gesammelt.
Im Großen und Ganzen hält das Hoch weiter an, wie etwa Stefan Rodemann vom Ideenhaus Rodemann (EMV) in Bochum erklärt: „Das Kaufverhalten unserer Kunden ist nach wie vor ungebrochen. Nachdem die Frequenz in den ersten zwei Novemberwochen etwas zurückgegangen ist, hat sie sich seit Mitte des Monats wieder verstärkt. Insbesondere an den Wochenenden wird unser Haus überdurchschnittlich stark besucht.“
So bewertet auch Jörg Kulzer, Geschäftsführender Gesellschafter von Interliving Gleißner (Einrichtungspartnerring VME), die Lage: „Nach verhaltenem Start in den November belebt die Black Week bei uns nun wieder stark das Geschäft, vor allem an den Wochenenden. Die Umsätze sind sehr gut.“
Ebenfalls eine Delle zu Beginn des Lockdowns hat man bei Möbel Debbeler (Alliance) registriert. Die Frequenz im Gegensatz zum Monat Oktober habe zwar leicht abgenommen, „mittlerweile können wir jedoch sagen, dass sich das ängstliche Verhalten der Kunden reguliert und die Frequenz wieder steigt, was uns sehr freut und zufriedenstellt! Denn nach wie vor nimmt unser Zuhause zu Zeiten der Corona-Pandemie eine hohe Bedeutung bei uns allen ein. Des Weiteren sorgen wir für hohe Hygieneregeln zum Schutz für unsere Kunden und uns. Das gibt dem Kunden die Sicherheit ohne erhöhtes Risiko bei uns einkaufen zu können. Hierzu gehören z.B. ein kontaktloses Fiebermessgerät als Standgerät, welches beim Eintritt in den Laden die Temperatur der Kunden misst, eine kontrollierte Be- und Entlüftungsanlage für ein gesundes Klima im Haus, Schutzmasken, Schutzwände und Desinfektionsmittel für mehr Hygiene an allen Arbeitsplätzen, im Eingangsbereich sowie im Kassenbereich etc.“, erklärt Alexandra Aschern, Wohnstilberaterin von Möbel Debbeler.
Auch Weckesser Wohnen aus Wiesloch gibt eine ebenfalls positive Wasserstandsmeldung: „Frequenz und Stimmung sind nach wie vor sehr gut. Natürlich nicht zu vergleichen mit dem Mai direkt nach dem Lockdown, aber in jedem Fall deutlich über Vorjahresniveau.“
Auch Möbel Heinrich (Begros) wird nach wie vor stark von den Kunden angesteuert, wie Geschäftsführer Jonas Struckmann berichtet. Es laufe auch im November insgesamt sehr gut und er geht davon aus, dass die Sonderkonjunktur für Möbel weiter anhält. Aber er beobachtet, dass die Menschen sehr sensibel vorgehen: „Es ist zu spüren, wenn sich der Inzidenzwert verändert. Wenn dieser höher ist, dann kommen wirklich weniger Kunden ins Möbelhaus und wenn dieser dann wieder sinkt, dann kommen wieder mehr.“ Diese Beobachtung hätten auch andere Begros-Kollegen gemacht.
Bei Segmüller (EMV) wird insgesamt eine Frequenzverschiebung beobachtet – weg vom Samstag hin zu den Wochentagen. Zwar ist Samstag immer noch der stärkste Tag, aber es kommen auch mehr Kunden an den Wochentagen, da viele dem großen Wochenend-Run aus dem Weg gehen wollen.
Bei Opti-Wohnwelt (Begros) ist man etwas reservierter, aber durchaus nicht unzufrieden. Marketingleiterin Birgit Neugebauer-Keß berichtet: „Wir können aus unserer Sicht sagen, dass der Riesen-Hype der Sommermonate deutlich abgeflacht ist. Die traditionell im Herbst stattfindenden verkaufsoffenen Sonntage finden in der Regel nicht statt und die Frequenzen sind spürbar gesunken. Auch geschlossene Restaurants tragen zu diesem Trend leider bei. Die Kunden, die unsere Häuser jedoch besuchen, kaufen in der Regel aber auch, so dass wir mit den Herbstmonaten unter dem Strich mit Berücksichtigung der Corona-Situation bisher zufrieden sind.“
Ähnlich ist die Einschätzung von Möbel Wallach (Einrichtungspartnerring VME): Die guten Abschlussquoten und die somit positive Umsatzentwicklung hält bis heute an. Die gezählte Frequenz ist niedriger als im Vorjahr, vor allem weil das Restaurant schließen musste“, sagt Heiko Hoffmann, Leiter des Produktmanagements.
Verbandskollege Lars Tiedemann, Geschäftsführer von Wohn-Erlebnis Steffens schätzt die Rolle der Gastronomie ebenfalls als wichtig ein: „Wir haben im konventionellen Möbelhandel wenig Frequenzverluste. Merken jedoch sehr eindeutig, dass die Verweildauer im Einrichtungshaus, aufgrund nicht angebotener Gastronomie, sehr stark fällt. Es sind tatsächlich sehr gezielte Besuche, die dann erfreulicherweise auch zu Aufträgen führen.“
Der weitere Geschäftsverlauf wird nun auch durch die gestern beschlossen neue Regelung der Bundesregierung und der Länder beeinflusst werden: Ab einer Einkaufsflächen von 800 qm darf künftig ein Kunde pro 20 qm das Geschäft betreten. Für kleinere Geschäfte gilt nach wie vor die 10-Quadratmeter-Regel.
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