Die nächste schlechte Nachricht aus Oberfranken: Die Geschäftsführung der Willi Schillig Polstermöbelwerke musste am 12. Mai Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Coburg stellen. Am Montag wurde die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet und Rechtsanwalt Joachim Exner zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Der Geschäftsbetrieb wird laut Unternehmensangaben ohne Unterbrechung fortgeführt. „Die Entscheidung, mit der Firma in die Eigenverwaltung zu gehen, war für uns sowohl geschäftlich als auch persönlich eine äußerst schwierige, aber leider notwendige Maßnahme. Wir sind von der Qualität unserer Produkte überzeugt und kämpfen um die Zukunft des Unternehmens. Die wirtschaftspolitischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich leider massiv verändert. Eine kostendeckende Fertigung ist auf der jetzigen Basis dauerhaft nicht mehr möglich. Unser Ziel ist es, W.Schillig trotz aller Krisen zukunftssicher zu machen. Nun müssen wir unser Geschäft den jetzigen Gegebenheiten anpassen und den vor dem Hintergrund der Krisen der letzten drei Jahre notwendig gewordenen Weg der Restrukturierung konsequent weiterverfolgen. Wir sind überzeugt, dass wir gestärkt aus diesem Prozess hervorgehen und weiterhin hochwertige Polstermöbel produzieren werden, die unsere Kunden schätzen und lieben“, so CEO Erik Stammberger.
„Schlicht und einfach unmöglich“ sei die Fortführung des Geschäfts auf der jetzigen Basis gewesen. Die Lockdowns, die steigenden Energie- und Rohstoffpreise sowie die Kaufzurückhaltung der Verbraucher:innen haben dem Polster-Player nach eigenen Angaben schwer zu schaffen gemacht. Auch wenn die Polstermöbelindustrie insgesamt das Jahr 2022 mit einem Plus von 6,61 Prozent im Vergleich zu 2021 abgeschlossen hat und auch mit einem leichten Plus ins aktuelle Jahr gestartet ist.
Mit der Anordnung der vorläufigen Eigenverwaltung sind Ole Brauer und Alexander Reus von der Kanzlei Anchor Rechtsanwälte als Sanierungsgeschäftsführer in die Geschäftsleitung eingetreten. Unterstützt werden sie durch die Restrukturierungsberater von Operations+ sowie Wayes. Als Sachwalter bestellte das Gericht Joachim Exner von der Kanzlei Dr. Beck & Partner. In den kommenden Wochen wird in Zusammenarbeit mit allen Verantwortlichen an einem umfassenden Sanierungskonzept gearbeitet.
Das operative Geschäft der Willi Schillig Polstermöbelwerke wird daher auch während des Verfahrens nahtlos weiterlaufen. Die aktuell 230 Mitarbeiter:innen am Standort Frohnlach wurden bereits über die aktuelle Situation informiert. Löhne und Gehälter werden bis Ende Juli durch das Insolvenzgeld ersetzt. Danach wird es wohl Entlassungen geben. Das Unternehmen betont, dass es weiter produzieren und seine Lieferverpflichtungen gegenüber den Kund:innen erfüllen wird. Ziel ist es, das Unternehmen bis zum Spätherbst über einen Insolvenzplan bilanziell zu sanieren und langfristig die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. „Wir werden in Zukunft noch stärker unsere Sortimente aktualisieren, Prozesse verschlanken und leider auch am Standort in Frohnlach personelle Anpassungen vornehmen müssen“, erklärt Erik Stammberger.
„Auf Basis der in den letzten Tagen gewonnenen Erkenntnisse und nicht zuletzt aufgrund des klaren Commitments des Gesellschafters zu seinem Unternehmen sind wir zuversichtlich, dass wir mit Unterstützung der Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten sowie unter Aufsicht des Sachwalters einen rechtssicheren Sanierungsprozess erfolgreich gestalten können“, betont Ole Brauer.