Mittelstandsverbund - ZGV
Glückwunsch zum Jubiläum
Seit exakt zwei Jahrzehnten ist Dr. Ludwig Veltmann als Hauptgeschäftsführer für den Mittelstandsverbund – ZGV unterwegs. Und brennt noch immer für die Belange der angeschlossenen Unternehmer. Wir haben den Branchenkenner
Seit exakt zwei Jahrzehnten ist Dr. Ludwig Veltmann als Hauptgeschäftsführer für den Mittelstandsverbund – ZGV unterwegs. Und brennt noch immer für die Belange der angeschlossenen Unternehmer. Wir haben den Branchenkenner gefragt, was ihn in den vergangenen zwei Jahrzehnten bewegt hat.
Herr Dr. Veltmann, was begeistert Sie noch heute, nach 20 erfolgreichen Jahren an der Verbundgruppenszene?
Es ist verteufelt schön, wenn man von den Menschen, mit denen man täglich umgeht, „unsere Leute“ sagen kann. Solche Menschen habe ich im Mittelstandsverbund sehr viele gefunden. Ein Grund dafür mag sein, dass die mir beruflich gestellte Aufgabe mit meiner persönlichen Haltung zu einhundert Prozent vereinbar ist. Für mich verkörpert ein vielfältiger lebendiger und starker Mittelstand das Ideal einer freiheitlichen Gesellschaft. Menschen, die bereit sind, ihre gesamte Kraft, ihre Leidenschaft, ihr Wissen und Können für ihre unternehmerische Idee einzusetzen, obgleich sie dabei ein hohes persönliches materielles Risiko eingehen, außerdem große Verantwortung für Mitarbeitende übernehmen, sind nicht nur die Energiezentren und Stabilisatoren der Wirtschaft, sondern beleben und prägen unsere Gesellschaft und ganze Orte und Regionen. Wo es an einer Vielfalt solcher Menschen fehlt, bestimmen Wenige, wo es lang geht, und es machen sich damit für die Übrigen rasch Unfreiheit und Monotonie breit.
Eine brillante Chance ist zudem die Vernetzung und Kooperation mit Gleichgesinnten. In einer unvorstellbaren Vielfalt nutzen Unternehmen in fast allen Branchen des Handels, des Handwerks und im Dienstleistungssektor dieses Konzept mit seinen Wurzeln in der genossenschaftlichen Idee. Für diesen kooperierenden Mittelstand an der politischen Front zu kämpfen und für ihn zugleich viele neue Themen etwa in den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Mobilität oder Internationalisierung voran zu bringen, wird nie zur Routine und reizt nach zwei Jahrzehnten noch wie am ersten Tag.
Welches ist das wichtigste Ereignis, das Ihnen am stärksten im Gedächtnis geblieben ist?
Ganz oben steht die Umbenennung des Verbandes im Jahr 2010. Dem war ein langer Suchprozess vorausgegangen. Der vorherige Name „Zentralverband Gewerblicher Verbundgruppen e.V.“ hatte sich als ein „begriffstechnischer Kompromiss“ aus einer Verbändefusion im Jahre 1992 hergeleitet. Für den Kommunikationsgebrauch entfaltete er sich aber regelmäßig als Desaster. Mit der Suche nach passenden Alternativen wurden verschiedene Agenturen beauftragt. Sie lieferten viele Hundert Änderungsvorschläge, keiner jedoch fand Sympathie und schon gar keine Mehrheiten. Endlich ein Einfall nach einer kurzen Nacht in der Morgenstunde:„Der Mittelstandsverbund“! Und als die Idee flugs die Gremien mit voller Zustimmung passierte und ich mich mit dem neuen Verbandsnamen erstmals einer hochrangigen Politikerin in Berlin vorstellte, meinte sie erfreut: „Oh, Mittelstandsverbund, den kenne ich, davon hat mir schon mein Vater erzählt…“
Und was ist heute ganz anders, als noch vor zwei Jahrzehnten?
Aktuell erleben wir die Verbandsarbeit durch Corona mit Homeoffice und digitalen Plattformen ohnehin völlig anders. Einerseits begeistern mich die digitalen Möglichkeiten der Kommunikation, andererseits vermisse ich die persönliche Begegnung mit den Menschen sehr. Gerade in der Verbandsarbeit ist das Netzwerken essenziell. Würde ich jetzt als Greenhorn den Dienst wie vor 20 Jahren antreten, hätte ich es ungleich schwerer.
Generell ist die Verbandsarbeit in den letzten Jahren sehr viel stärker durch europäische als durch nationale politische Themen bestimmt. Eine Vielfalt der Richtlinien und Bestimmungen, wächst sich in Bürokratie aus. Das ist für den Mittelstand frappierend. Wer sich damit herumschlägt, kann nicht wertschöpfend tätig sein. Das frisst das Ergebnis an, nagt an den Nerven und kostet Zeit.
Vor 20 Jahren hatten Chefs und Top-Führungskräfte noch mehr Muße für die Entwicklung von Unternehmensstrategien und den Austausch mit anderen. Effizienz und „Einpassgenauigkeit“ in dichten Terminkalendern prägen zunehmend die Entscheidungen in den Führungsetagen. Umso mehr kommt es heute darauf an, den Mittelstand und die Verbundgruppen davor zu bewahren, gänzlich Sklaven der Bürokratie zu werden und letztlich in ein Hamsterrad vermeintlicher Prozessoptimierung zu geraten. Wie war das nochmal: Sollten nicht Politik, Verwaltung und Technologie den Menschen dienen – oder droht sich das inzwischen umzukehren…?“
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