Maßmöbelanbieter im Performance-Check - IV

Christoph Jung, Mycs: „Mit über 40 Mio. Euro 2021 in die Gewinnzone“

Mycs wurde 2014 von Christoph Jung gemeinsam mit Claudio Bredfeldt, Kachun To und Kai Sap in Berlin gegründet. 2015 ging der Shop online. Die Vision: individuelle Kundenwünsche bei der Möbelgestaltung

Mycs wurde 2014 von Christoph Jung gemeinsam mit Claudio Bredfeldt, Kachun To und Kai Sap in Berlin gegründet. 2015 ging der Shop online. Die Vision: individuelle Kundenwünsche bei der Möbelgestaltung einfach und schnell bedienen, für jeden erschwinglich machen und der Emotionalität von Möbeln gerecht werden. Die Marke soll die Lücke zwischen dem klassischen Möbelsortiment und hochwertigen Einzelanfertigungen schließen. Im zurückliegenden Jahr hat Mycs einen gewaltigen Satz nach nach vorn gemacht, denn das Umsatzwachstum der Unternehmensgruppe ist exponentiell und wurde für 2020 auf 40 Mio. Euro prognostiziert (von 28 Millionen Euro in 2019). Aktuell wächst das Unternehmen, das inzwischen rund 200 Mitarbeiter beschäftigt, noch stärker als im Forecast erwartet – trotz Krise oder wegen der Krise. Die Monate März, April sowie Mai gehörten zu den stärksten Monaten in diesem Jahr, obwohl dieser Zeitraum eigentlich als Low Season gilt. „Wir spüren zum Glück kaum negative Auswirkungen der Coronakrise. Anfangs waren wir wie viele andere Unternehmen verunsichert und haben uns auf negative Folgen vorbereitet. Aber es hat sich recht schnell gezeigt, dass die letzten Monate sogar positive Effekte auf unser Geschäft hatten“, sagt Christoph Jung.

Auch der Ausblick auf 2021 ist optimistisch: „Neben unseren ambitionierten Wachstumszielen ist unser nächstes, großes strategisches Ziel, die Profitabilitätsschwelle zu erreichen“, erklärt Jung. „Wir erwarten bereits dieses Quartal einen positiven operativen Cashflow, 2021 wird schon ein positives EBITDA angestrebt, bei weiterhin hohem Wachstum. Alle Projekte werden dahingehend geprüft, ob sie auf das Ziel der Profitabilität einzahlen, und entsprechend priorisiert-“

Ende 2020 hat das Unternehmen auch Hängeregale auf den Markt gebracht. Dazu kommen Produkterweiterungen wie goldene Elemente oder Metallfüße für die Regale sowie neue Rückenlehnen für die Sofas. Für das nächste Jahr sind zwei neue Sofamodelle geplant. 2022 sollen auch Betten das Portfolio erweitern. Zur Finanzierung der neuen Produkte und zur Erweiterung des Mycs-Konfigurators setzte das Unternehmen kürzlich eine erfolgreiche Crowdinvesting-Kampagne mit Kapilendo um. Die Finanzierungsschwelle wurde schon wenige Stunden nach dessen Start überschritten, das Finanzierungsziel lag bei 1 Mio. Euro.

Bei der Konfiguration der Maßmöbel stehen den Kundinnen und Kunden derzeit über 18.000 Module zur Auswahl, aus denen sich unzählige verschiedene Möbelstücke gestalten lassen. Die Module werden nicht alle aus einem Lager bezogen, sondern teilweise erst auf Anfrage bei den jeweiligen Produzenten bestellt und gefertigt. Um den Fertigungsprozess effizient zu managen und schnelle Lieferungen und transparente Lieferzeiten zu garantieren, hat Mycs die „Order Scheduling App“ entwickelt, mithilfe derer sich sehr genau vorhersagen lässt, wann die Käufer ihr neues Möbelstück erwarten können.

Seit 2019 ist Mycs nach dem Holacracy-Ansatz organisiert, der dem Personal die Freiheit zur Selbstverwaltung bietet. „Wir glauben daran, dass New Work-Modelle die Zukunft sind. Die Corona-Krise zwang viele Unternehmen, umzustrukturieren und neue, zeitgemäße Arbeitsprozesse zuzulassen“, erklärt Mycs-Gründer und Geschäftsführer Christoph Jung. „Das Stichwort ist hier Vertrauen in die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und in ihre Fähigkeiten, fundierte Entscheidungen zu treffen. Transparenz und Vertrauen sorgen für Motivation und Engagement seitens des Teams, das sich mit unseren Zielen identifizieren kann. Die Agilität unserer Organisationsstruktur ermöglicht es unseren Kolleginnen und Kollegen, ihre eigene Karriere voranzutreiben, indem sie Verantwortlichkeiten in verschiedenen Teams übernehmen und diese bei Bedarf ändern.“

Bereits vor der Gründung von Mycs konnte Christoph Jung einschlägige Erfahrungen im Möbelgeschäft sammeln. Nach seiner Zeit als Berater bei McKinsey & Company gründete er die Massivkonzept GmbH, ein Onlineshop für maßgefertigte Echtholzmöbel und verkaufte das Unternehmen 2013 an Fab.com. Heute leitet Jung Mycs als CEO gemeinsam mit Co-Founder Claudio Bredfeldt. Jung ist insbesondere für den Bereich „physisches Produkt“ verantwortlich und ist eng eingebunden bei allen Themen rund um Finanzierung und Fundraising. Jung ist ein passionierter Unternehmer und glaubt daran, dass modulare Produkte das Standardangebot übertreffen können.